Konzertberichte (englische Musikzeitschriften)

Record Mirror
9. Juni 1973

31. Mai 1973 - Paris

Paris Rock

Paris - du weisst, dieser Ort den jeder im Frühling liebt - ist menschenleer. Die Shops entlang der Boulevards sind merkwürdig ruhig - nein, geschlossen! Und wo sind die Menschen? Es ist mitten in der Woche im Zentrum des kontinentalen Highlife, und die Stadt ist wie ausgestorben. Hatte irgendeine grosse Katastrophe diese schöne Hauptstadt befallen? Nein, nichts ernsthaftes, nur Himmelfahrt, ein nationaler Feiertag.
Vielleicht sind alle in der Kirche denke ich, als wir ein Kid fragen, wo das Rock'n'Roll Konzert stattfindet. "Ah, oui, Rock and Roll". Sein Gesicht erhellte sich und ich wäre nicht überrascht, wenn er jetzt seine Finger küsst und seine Hand die Luft wirft.
Fumble, diese Meister der Rock'n'Roll Zeitzone, sind die Band, für die wir hergekommen sind. Obwhol Manager John Sherry die Halle nochmal kontrollieren will. Es folgt ein Crash-Kurs in "Franglaise", viel "oui's" und "s''il vou plaits", und wir fahren zu einer enormen Halle weit ausserhalb der Stadt.
Irgendwas muß los sein, wenn Motorradfahrer Taxis nach dem Weg fragen und dann im Gefolge hinterherfahren. Angekommen, sehen wir ganz etwas anderes: Gleich um die Ecke vom Eingang sehen wir Reihen von Polizeiautos und ziemlich viele behelmte Trupps - was geht da vor sich?
Aber zuerst müssen wir durch die Security kommen. John und sein Freund Michael bringen wieder ihr Französisch zum Einsatz, und wir enden mit einem Pass, ausgestellt auf "Monsieur Fumble". Witzig, aber die Bengels die uns baten, sie mit reinzulassen haben den Witz nicht geschnallt.
Wir bewegen uns auf eine Halle zu, im Stil des Sydney Opernhauses und hören, dass Fumble spielen. Wir können sie aus 400 Metern Entfernung hören.

Es ist, wie in eine Zirkusmanege zu kommen. Der Sound ist ist eine ohrenbetäubende Verzerrung die einen trifft, packt und zur Bühne zieht, wo eine drängende Masse von Rockern, Greasern und angeheiterten Bewunderern es zu dem Schlachtruf zusammenfassten: Ah, Oui, Rock and Roll."
Auf der Bühne, der erwartete Tumult, und doch in einer clever kontrollierten Weise, die es der Band erlaubt, die Kontrolle zu behalten. Vielleicht ein Dutzend Schmalztollen, richtig schäbig aussehend, mit Pomade im Haar, Leder und Anstecker lassen bei der Band die Sau raus.
Des Henly brüllt Jailhouse Rock und tanzt Funky Chicken mit einem der Greaser. Es sieht gut aus von hier und der Sound ist klar. Ein Greaser in Leder tanzt neben mir vor sich hin. Plötzlich wirft er seinen Schlapphut in die Luft, springt hoch, um ihn wieder aufzufangen, verrenkt sich, der Hut landet wieder auf seinem Kopf und er tanzt weiter. Jeder hat hier Spass.
Es ist überall das selbe. Um die Bühne herum eine Armee von Kids, unter ihnen sehr viele junge Bopper, die bei der Musik ausflippen. Sie LIEBEN Rock'n'Roll!
Sie scheinen alles zu mögen, was Fumble tun, denn bei jedem Lied werden sie wilder. Trotzdem sind dies keine Anhänger des Revival, die die Musik der 50ger Jahre lieben, sonder es sind Kids, die nie etwas anderes gekannt haben. Sie tragen die selben Klamotten, drehen Runden auf Motorrädern, besaufen sich und lieben vermutlich auch eine ordentliche Keilerei. Ich denke dabei an das Polizeiaufgebot draussen, aber alles ist cool, Musik regiert.

Fumble bleiben bei den grosen Hits der goldenen Ära der 50ger. Oh Carol, Hello Mary Lou, Poetry In Motion, Nut Rocker, Teddy Bear... und so weiter. Das Set endet mit Go Johnny Go, und alle schreien nach mehr. Aber es ist eine straffe Show, keine Zugaben, und es kommt eine französche Band, deren Sänger pink angemalt ist und blaue Shorts trägt. Jemand sagt, das ist Albert und seine Fanfare.
Backstage macht eine Flasche Whisky die Runde und Mario, Fumble's Bassist erzählt mir, wie er in Calais zurückblieb. "Wir bemerkten plötzlich, das er fehlte," sagt Pianist Sean Mayes. "Und wir waren gerade erst 20 Kilometer gefahren".
Mario wurde dann shliesslich ausserhalb von Calais wiedergefunden, wo er versuchte, per Anhalter weiterzukommen. "Sowas passiert mir immer," ulkt er in dummen Rocker-ton herum.
Wir verlassen sie, immer noch darüber diskutierend, wie jung das Publikum ist und dass ein Publikum, welches total aus Greasern besteht, das anspruchsvollste ist. Und von Des kommt der Kommentar das Paris wirkliche Rocker hat, Greaser, oder nenne sie wie du willst. "Die haben wahrscheinlich nie irgendetwas anderes gut gefunden und werden sich nie ändern."
Wir machen uns auf den Weg zum Champs Elysee, und dann Pigalle. Es ist Nacht in Paris und die Stadt lebt und, natürlich, rockt. "Ah oui, rock and roll."
- Peter Harvey-

Des Henly’s roaring Jailhouse Rock and doing a funky chicken at the same time with one of the greasers. It looks good down here

The set ends with Go Johnny Go and they’re yelling for more. But it’s a tight show, no encores, and on comes a french band whose siner is painted pink and wear blue shorts. Someone says it’s Albert And His Fanfare.
Backstage a bottle of Whiskey goes round and Mario, Fumble’s bassist tells how he got left behind at Calais. "We suddenly realised he wasn’t with us," says electric piano player Sean Mayes. "And we’d been going for about 20 kilometres."
Mario was eventually re-found on the outskirts of Calais, trying to hitch a lift "It always happens to me," he says in mock dumb rocker style.
We leave them still talking about how young the audience is and how a totally greaser crowd is the most demanding. And Des makes the comment that Paris has true rockers, greasers, call ´em what you will. "They’ve probably never been into anything else and will remain that way."
We head for Champs Elysees, and then Pigalle. It’s night time and Paris is alive, and of course, rocking. "Ah oui, rock and roll.
-Peter Harvey-
Record Mirror
9. Juni 1973